Aus Trauma-therapeutischer Sicht gehört das Thema „Grenzen setzen“ quasi zur „Grundausbildung“ eines jeden Menschen.
Aber „Grenzen setzen“ wird in unserer Gesellschaft oft missverstanden. Es wird mit Abwehr oder Verbindungsabbruch gleichgesetzt und ist dadurch meist negativ besetzt. Viele von uns kennen das vermutlich: Wir wollen die Menschen in unserem Leben nicht enttäuschen oder verletzen und nicken lächelnd, obwohl wir eigentlich nein sagen sollten. Schliesslich möchten wir verbunden sein und nicht herzlos oder egoistisch erscheinen. Das ist zwar alles verständlich, hat aber zur Folge, dass die eigenen Grenzen immer wieder verletzt werden.
Damit unser Körper und unser Nervensystem die Erfahrung von Grenzen überhaupt machen kann, muss ein Mensch zuerst einmal ein Gespür für den eigenen Raum bekommen. Energetisch Raum nehmen für sich, bedeutet, sich selbst einen Platz in dieser Welt zu geben. Seinen eigenen Raum einzunehmen heisst nicht, jemand anderem etwas wegzunehmen. Im Gegenteil: Es ist ein Akt von Selbstfürsorge und Selbstliebe.
Erst wenn dieses Gefühl für den eigenen energetischen Raum da ist, wird es möglich, stimmige Grenzen zu setzen. Die eigenen Grenzen zu spüren, zu achten und zu kommunizieren ermöglicht Menschen, sich sicher zu fühlen. Und das ist die Voraussetzung, um mit anderen in einen echten Kontakt auf der Erwachsenenebene zu kommen.
Wir Menschen bauen aber oft (Schutz-)Mauern um uns herum, weil wir kein Selbstvertrauen haben. Wir verschliessen uns und unser Herz, solange wir nicht wirklich daran glauben, dass wir unsere Grenzen stabil und sicher halten können.
Wenn mein Nervensystem jedoch lernt, zu „verstehen“, dass ich es respektiere und auf seine Weisheit vertraue, ist ein Gegenüber keine Gefahr mehr. Dann kann ich Verbundenheit fühlen mit anderen – weil ich um die Sicherheit weiss, dass ich meine Grenzen wahrnehme, sie ehre und bei Bedarf nach aussen kommuniziere. In einem solch regulierten Zustand wird Frieden, Harmonie und Verbundenheit möglich und Lebensenergie kann frei fliessen.
Ich freue mich sehr auf das gemeinsame Ausloten nach deinen gesunden Grenzen, damit du dich mit mehr Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein im Kontakt mit Menschen erfahren kannst.
Deine Myriam