Die Scham für unser Trauma

Irgendwie existiert der Glaube, dass mein Trauma verschwindet, wenn ich es nur lange genug leugne. Eigentlich kennen kleine Kinder dieses Spiel, die Augen zuzukneifen und zu meinen, etwas sei dann nicht mehr da.

Wir verschliessen fest unsere Augen, aber unser Trauma steht weiterhin gut sicht- und fühlbar in unserem Leben rum. Wenn wir ehrlich sind, meistens auch im Weg. Eigentlich leben wir Tag und Nacht mit Angst und Schmerz in unserem Körper, und wir investieren viel Energie in die Leugnung. Zudem versuchen wir ständig, unsere Mitmenschen abzulenken, weil sie diesen wunden Punkt in uns nicht ahnen und nicht finden dürfen. Lesen Sie hier mehr zu den Traumafolgen.

«Wenn du durch eine harte Zeit gehst und alles gegen dich zu sein scheint, wenn du das Gefühl hast, es nicht mehr eine Minute länger zu ertragen, gib nicht auf, weil dies die Zeit und der Ort ist, wo sich die Richtung ändert.»

Rumi

Wenn wir aber mit diesem Versteckspiel aufhören, werden wir erkennen: Hier auf dieser Erde wandelt keine Menschenseele ohne innere Wunde! Wir tragen sie alle in uns, wir verschweigen sie, sie fordert uns oftmals bis zur äussersten Grenze: Diese innere Wunde, entstanden in den ersten Lebenswochen und Lebensjahren. Die Angst davor ist riesig, aber wenn wir uns trauen, in diese Richtung zu schauen, werden wir etwas anderes entdecken, als befürchtet: Wir entdecken Kraft. Erstarrte, aber konzentrierte Kraft.

Dies ist eines der kostbarsten Geheimnisse unseres Menschseins: Erst in der Zuwendung zu unserem Trauma können wir diese Kraft freisetzen ─ und dadurch beginnen wir, wirklich zu leben! Wir knien am Altar unserer inneren Wunden und werden dadurch heil und ganz.